Die SPD Ortsvereine Bessungen, Eberstadt und Mitte ziehen ein positives Fazit ihrer gestrigen Veranstaltung zum Thema Konversion der Lincolnsiedlung. „Von Studenten bis Senioren war jede Bevölkerungsgruppe gut vertreten.“ freute sich der Bessunger Ortsvereinsvorsitzende Claus-Jürgen Simon.
Nach einem ausführlichen Inputreferat des Vorstandsvorsitzenden der bauverein AG Dr. Hans-Jürgen Braun diskutierten die etwa 100 anwesenden Bürgerinnen und Bürger das Gehörte auch kontrovers. Besonders kritisch betrachtet wurde das Verkehrskonzept für den neuen Darmstädter Stadtteil. Zwar begrüßten viele der Anwesenden eine Förderung alternativer Verkehrskonzepte bei der Erschließung der Lincolnsiedlung, sehen diese aber nicht als ausreichend in ein schlüssiges städtisches Gesamtkonzept eingebettet an. Besonders die Radwegesituation zwischen Bessungen und der Innenstadt sowie dem TU Standort Lichtwiese sei mangelhaft und stelle ein ernsthaftes Hindernis für das angedachte Verkehrskonzept dar. Bei der weiterhin geäußerte Kritik an der, von den Anwesenden mehrheitlich als nicht ausreichend betrachtete angedachten ÖPNV Anbindung des Wohngebiets verwies Dr. Braun an die Stadtregierung, die hier Antworten liefern müsse.
Bedenken bei zahlreichen Diskussionsteilnehmern erzeugte weiterhin die Beschränkung der Kfz-Stellplätze auf 0,7 pro Haushalt – 0,5 davon in Parkhäusern, der Rest für Car-Sharing und Behindertenparkplätze. Gerade Arbeitnehmer, häufig zu zweit in der Familie, Pendler und Schichtarbeiter würden so aus der Lincolnsiedlung ferngehalten. Oberbürgermeister Jochen Partsch stellte in einer Veranstaltung am Montag dar, dass die Menschen die woanders arbeiteten auch woanders wohnen sollten. „Es ist unrealistisch anzunehmen, dass der Mitarbeiter bei Opel und die Polizistin im Schichtdienst nachts mit dem Fahrrad zur Arbeit fahren oder vorher ihre Kinder in der Kita abgeben müssen“ gab der Vorsitzende der SPD Darmstadt-Mitte Tobias Reis zu bedenken.
Eine weitere Kontroverse ergab sich aus der angedachten Wohnstruktur des Geländes. Unisono wurde eine Erhöhung der Quote von geförderten Wohnungen (derzeit 15%) sowie bezahlbarem Wohnraum für Menschen im mittleren Einkommensbereich gefordert. Mittelpunkt der Kritik war das Unterangebot an Wohnraum, der für Menschen mit geringen und mittleren Einkommen bezahlbar ist. Da noch 30 % für „Sonderwohnformen“ vorgesehen sind, muss sich diese Gruppe die restlichen vorgesehenen 55 % mit der Gruppe der Wohnungseigentümer teilen, die dem Bauverein bei der Finanzierung des Projektes helfen und teilweise an Investoren veräußert werden sollen. „Es liegt auf der Hand, dass gerade die Menschen, die derzeit am stärksten unter dem angespannten Wohnungsmarkt leiden, leer ausgehen. An dieser Stelle muss das Konzept noch einmal hinsichtlich der Finanzierbarkeit weiteren, günstigen Wohnraumes überprüft werden“, erklärte der Vorsitzende der Eberstädter Sozialdemokraten Oliver Lott hierzu.
Gelobt wurde allgemein das Engagement der bauvereinAG beim Erwerb der Lincolnsiedlung und die schnelle und unproblematische Bereitstellung von studentischem Wohnraum durch die bauverein AG im Bereich der Noackstraße. Zu hinterfragen war in diesem Punkt lediglich die zeitliche Beschränkung der Nutzung auf 10 Jahre, da auch nach dem Jahr 2024 Darmstädter Studenten einen Ort zum Wohnen brauchen werden.
„Wir freuen uns über die große Beteiligung und die sehr rege Diskussion. Es hat sich gezeigt, dass es zu diesem Thema noch großen Diskussionsbedarf gibt. Daran mitzuwirken sieht sich die SPD selbstverständlich in der Pflicht“ erklärte die Initiatorin der Veranstaltung, Stadträtin Sabine Seidler abschließend.